Bis Menschen die Stelle ihrer Wunschvorstellung antreten können, vergehen oft viele Bewerbungen. Ständig werden die Unterlagen neu geordnet und überarbeitet, um die Chancen zu erhöhen. Mit eigenen Augen kann der Lebenslauf beurteilt werden und das Anschreiben kritisch betrachtet werden. Die erste Hürde wird somit leichter zu nehmen sein. Es bleibt das Vorstellungsgespräch. Seine eigene Wirkung zu beurteilen, fällt oft schwer, da kaum ein Bewerber eine unabhängige Quelle besitzt, die das Gespräch darlegen kann. Die eigene Sicht auf sich selbst bleibt immer subjektiv und auch indirekt.
Selbstbeobachtung und Reflektion bringen Selbsterkenntnis
Mit ein wenig Übung ist jeder Mensch in der Lage, sich selbst zu beobachten. Gespräche sind Austauschformen, bei denen Sprache, Gestik und Mimik eingesetzt werden. Hören Sie sich zu, dann erhalten Sie sogleich eine Rückmeldung von sich selbst. Beobachten Sie Ihre Hände, Beine und den Oberkörper. Erkennen Sie außerdem, welche Bewegungen Ihr Körper ausführen möchte. Dabei lernen Sie Gefühle einzuordnen. Vertiefen Sie diese Übungen auch vor dem Spiegel und zeichnen Sie Gespräche auf Video auf.
In einem Vorstellungsgespräch haben Sie nur die Möglichkeit, Ihr Gedächtnis zu benutzen. In den ersten Stunden nach dem Termin sind alle einzelnen Vorgänge noch präsent und können abgerufen werden. Benutzen Sie diese Chance, um sich ein Bild von sich anzufertigen, um daraus für zukünftige Vorstellungsgespräche zu profitieren. Selbst wenn Sie ein gutes Gefühl haben, können Sie noch nicht mit Sicherheit sagen, ob Sie die Stelle erhalten. Stellen Sie also ein Gedächtnisprotokoll her. Diesen Text können Sie später immer wieder aufgreifen, um an sich zu arbeiten.
- Setzen Sie sich alleine an einen ruhigen Platz.
- Sorgen Sie dafür, nicht von anderen Personen gestört zu werden.
- Setzen oder legen Sie sich so, dass Sie sich völlig entspannt fühlen.
- Legen Sie sich Papier und Stift zurecht. Alternativ kann auch ein Computer benutzt werden.
- Gehen Sie das Vorstellungsgespräch nun von Beginn an in Gedanken durch.
- Erinnern Sie sich an Gefühle, Bewegungen, Aussagen, Reaktionen der Personaler etc.
- Notieren Sie jeden Abschnitt immer sofort und lassen dabei auch scheinbare Nebensächlichkeiten nicht aus.
- Notieren Sie auch den Wortlaut der Gespräche, so sie noch in Erinnerung sind.
- Notieren Sie auch die Körpersprache der Personaler und Ihre eigene.
- Lassen Sie nicht zu viele Stunden verstreichen, da Ihr Gehirn viele Details bereits nach kurzer Zeit zu löschen beginnt.
Vom Protokoll zur Gesprächserfahrung
Wenn Sie das nun angefertigte Gedächtnisprotokoll nutzen möchten, um daraus Erfahrung und Erkenntnisgewinn zu ziehen, müssen Sie zur Analyse schreiten. Legen Sie auf einem weiteren Papier eine Liste an, die die Ziele des Vorstellungsgesprächs beinhaltet. Kopieren Sie diese Liste so oft, dass für jede Phase des Gesprächs ein Exemplar vorhanden ist. Nun können Sie Ihre Gedächtnisnotizen mit der Liste abgleichen. Notieren Sie, welche Ziele Sie erreicht haben und welche Ziele verfehlt worden sind. Vergessen Sie nicht zu notieren, worin die Fehler und die positiven Punkte bestanden.
Vorschlag für eine typische Liste mit Zielen:
- Selbstbewusstsein ausstrahlen – Körpersprache beurteilen
- Probleme durch mangelhafte Vorbereitung auf bestimmte Aspekte
- Vorteile durch eine gute Vorbereitung
- Punkte im Lebenslauf und des Bewerbungsschreibens, die Personaler angesprochen haben
- Auftritte in sozialen Medien, wenn angesprochen
- Unerwartet aufgetretene Fragen und Tests im Vorstellungsgespräch
- Kleidung, Frisur, Körperpflege
- Erkennung der Frageformen – offene, geschlossene, Alternativfragen und Stressfragen
- Selbstpräsentation
- Gehaltsverhandlung
- Selbstbeherrschung – Mimik, Gestik, Sprache
- Behandlung von Stärken und Schwächen
Der Abgleich der Liste mit dem Protokoll führt automatisch zu einer selbstkritischen Haltung, wenn Sie Ihre eigene Vorstellung versuchen objektiv zu betrachten. Beschönigen Sie nicht, denn Sie können sich nur verbessern, wenn Sie bereit sind, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.
Hier einige der relevanten Fragen die aktuell gestellt werden
Ergebnisse für neue Vorstellungsgespräche
Wenn die Kritik aufrichtig war, können wertvolle Ergebnisse erzielt werden.
- Sie werden konkrete Anhaltspunkte erkennen, an denen Sie sich verbessern können.
- Sie werden routiniert, sich selbst zu beobachten.
- Sie werden in der Reflektion erfahren, dass Ihr Gehirn sich Ihre Körpersprache und die Ereignisse gemerkt hat.
- Sie werden erkennen, dass Sie sich fortwährend selbst beobachten, ohne dies bewusst zu bemerken.
- Sie werden Bilder, Worte und Gefühle erinnern können.
Diese Übung sollte mehrfach wiederholt werden. Dadurch erlangen Sie eine bessere Selbsteinschätzung und Kontrolle in schwierigen Situationen. Auch gewinnen Sie die Einsicht, kein Detail vor sich selbst verheimlichen zu können. Dabei können die Notizen Ihnen später noch sehr nützlich sein.
Das Gehirn wird die meisten Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis in der folgenden Nacht löschen. Nur wenige Eindrücke, die besonders eindrucksvoll waren, bleiben präsent. In der Zeit vom Ende des Vorstellungsgesprächs bis zur Nacht, ist eine Reflektion möglich. Allerdings sind die Erinnerungen noch sehr gegenwärtig, wenn nicht zu viel Zeit vergangen ist.
Abrufbar ist das Gedächtnis, wenn Sie ungestört nachdenken können. Alle anderen Gedanken müssen abgeschaltet werden, und fremde und neue Einflüsse dürfen nicht hinzukommen. Suchen Sie sich Ihren Lieblingsplatz aus, da Sie dort bestens entspannen können.