Vorstellungsgespräch: Konfrontation vermeiden

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Konfrontation und Abwehr

Konfrontation und Abwehr

Sich unangenehmen Faktoren gegenüberzustehen, ist Stress auslösend und kann zu fehlerhaftem Verhalten führen. Bewusst Aufgaben und Problem zu suchen, die Schwierigkeiten bedeuten, ist allerdings die Quelle von Qualität, Erfahrung und Selbstbewusstsein. Die Konfrontation bedeutet immer auch eine große Herausforderung, deren Bewältigung stets ungewiss ist, daher sollten Bewerber diese Situation in einem Vorstellungsgespräch möglichst umgehen. Dazu müssen sie selbst die Offensive ergreifen und die Lage klären, bevor unangenehme Fragen gestellt werden. Eine Konfrontation auszuhalten, sollt darüber hinaus gewährleistet sein, da sie niemals ausgeschlossen werden kann.

Was passiert in einer Konfrontation?

Ein bekanntes und sehr passendes Beispiel liefern die Ureinwohner Neuseelands, die Maoris, die traditionell alle Fremden mit Gesten der Konfrontation empfangen, bevor die eigentliche Begrüßung stattfindet. Mit martialischen Gesten, mit grimmiger Mimik, furchteinflößenden Bewegungen der Arme und Beine und einer düsteren und lauten Stimme suchen sie gezielt die Konfrontation. Unvorbereitete Besucher werden in Angst und Schrecken versetzt und suchen das Weite. Ihre Stimmung lässt sich bei der Überraschung am Gesicht und der Körperhaltung ablesen. Doch die Maoris wollen lediglich die Reaktion testen und erfahren, ob die Fremden Stress bewältigen können und in feindlicher oder freundlicher Absicht gekommen sind.

Diese Konfrontation kann nicht vermieden werden. Im Vorstellungsgespräch wird auch der Personaler sich dieser Methoden bedienen. Er greift gezielt Punkte des Lebenslaufs, der Zeugnisse und Ihrer Aussagen auf, um Sie in die Konfrontation zu treiben, um ebenfalls Ihre Stressfähigkeit zu prüfen. Typisch sind Fragen, die von Ihnen eine umfassende Antwort erzwingen sollen, die Ihnen unangenehm sein kann.

  • Warum haben sie die letzte Firma nach so kurzer Zeit verlassen?
  • Warum waren ihre Noten im Fach X so schlecht?
  • Warum haben sie nicht nur die Firma, sondern auch die Stadt gewechselt?
  • Wie exakt gehen sie folgende Aufgabe an?
  • Wie lösen sie Zwistigkeiten im Team?
  • Warum wurden sie nicht in eine verantwortliche Position befördert?
  • Welche Schwächen haben sie?

Auf diese Fragen kann ein Bewerber nicht mit Ausweichen reagieren. Es ist eine genaue Antwort erforderlich, will der Kandidat nicht seine Chancen verspielen. Je mehr Fragen dieser Art gestellt werden, umso mehr Stress muss bewältigt werden. Nicht jeder Mensch kann dabei seine Haltung perfekt kontrollieren. Stress wird diesen Personen im Gesicht stehen. Auch die Körperhaltung verrät die Stimmung. Dadurch werden die Antworten unsicher und unüberlegt.

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Die Konfrontation umgehen lernen

Eine Konfrontation kann nicht vollständig vermieden werden. Sie können allerdings das Ausmaß und den Zeitpunkt beeinflussen. Auch die Anzahl kann reduziert werden, wenn die Bewerbung bereits mit dem Lebenslauf auf Konfrontationsvermeidung durchforscht wird. Auch Personaler bereiten sich auf die Begegnung mit Ihnen vor, indem sie nicht zuletzt auch in sozialen Netzwerken forschen. Nicht selten werden Kandidaten mit Äußerungen bei Facebook und Co konfrontiert, die zu Unannehmlichkeiten führen können. Bereiten Sie auch sich gründlich vor.

  1. Durchsuchen Sie alle Ihre im Internet gespeicherten Wortmeldungen, Videos und anderen Beiträge nach unangenehmen Aspekten.
  2. Versuchen Sie diese Beiträge zu löschen.
  3. Formulieren Sie für nicht löschbare Teile eine plausible Erklärung.
  4. Gehen Sie alle relevanten Zeugnisse und Zertifikate etc. nach Thematik und Benotung durch.
  5. Formulieren Sie für jede schlechte Note mit einer positiven Erklärung. Finden Sie heraus, welche Qualifikationen Ihnen für die angestrebte Stelle noch fehlen und erklären Sie die Gründe.
  6. Klären Sie Lücken im Lebenslauf mit einleuchtenden Formulierungen.
  7. Veränderungen, wie Umzüge, Stellenwechsel und berufliche Neuorientierung, müssen erläutert werden.
  8. Sprechen Sie diese Punkt von sich aus an, wenn es eine Frage zulässt. Damit vermeiden Sie, dass die Personaler eigene Fragen stellen.
  9. Finden Sie für jeden Punkt ein passendes Beispiel aus Ihrer Erfahrung.

Was tun in einer unerwarteten Konfrontation?

Vollkommen können Sie nicht vermeiden, dass Personaler Sie mit Fakten oder Behauptungen konfrontieren. Sie werden eine Möglichkeit suchen, Ihre Stressresistenz zu testen. Verhalten Sie sich dann, wie es die fremden Besucher in Neuseeland idealerweise beim Zusammentreffen mit den Maoris tun werden. Bleiben Sie ruhig und gelassen und warten die Äußerungen der Personaler interessiert ab, um sich währenddessen eine passende Antwort zu überlegen. Lassen Sie sich nicht drängen, antworten dennoch direkt und nach nur sehr kurzem Zögern.

Behalten Sie immer eine ruhige Haltung. Ein gerader Rücken, rechtwinklig angeordnete Beine und Arme, die mit den Händen auf den Oberschenkel ruhen, ist die angemessene Körperhaltung, mit der eine Konfrontation sehr gut entgegengenommen werden kann. Verziehen Sie keine Mine und schauen dem Personaler freundlich und interessiert in die Augen. Üben Sie diese Haltung im Spiegel und im Gespräch mit Freunden. Lassen Sie sich bewusst hart kritisieren und eine Beschreibung liefern, wie Sie reagiert haben.

Probleme mit einer Konfrontation auch im Alltag

Wenn es Ihnen sehr schwerfällt, mit unangenehmen Sachverhalten konfrontiert zu werden, sollten Sie aktiv dagegen angehen. Im Zweifel kann professionelle Hilfe gesucht werden.

  • Entwickeln sich dauerhaft Ängste durch Konfrontationen, sollten Sie sich schrittweise den Punkten einer Konfrontation stellen. Gehen Sie jeden einzelnen Punkt durch und erleben ihn durch eine gespielte Situation. Dies kann durchaus eine längere Zeit in Anspruch nehmen.
  • Wenn Sie dabei in Panik geraten, hilft oft, die Konfrontation zu suchen und konsequent zu erfahren, ohne abzubrechen. Sie werden erfahren, dass Sie am Ende schadlos bleiben. Der Erfolg kann schnell einsetzen. Dafür müssen Sie Mut besitzen.
  • Gehen Sie im Geiste eine Konfrontation durch, die Ihnen Angst bereitet. Stellen Sie sich jeden Aspekt der Situation bildlich vor und gehen in Gedanken auch die Wortmeldungen durch. Dies sollten Sie nur in absolut entspannter Lage durchführen, um Abstand von den ängstlichen Gefühlen erfahren zu können.

Sollte die Angst nicht gemindert werden, ist professionelle Hilfe notwendig.