Mit einem einzigen Wort können Personaler das Präsentationsgebäude von Bewerbern zum Einsturz bringen. Das Zauberwort heißt „warum“. Damit werden Kandidaten gezwungen, Verhaltensweisen, Vorgänge, Lücken im Lebenslauf und andere Aspekte zu begründen. Sollte dabei eine für die Bewerber heikle Situation angesprochen worden sein, geraten diese schnell unter Stress und in Verlegenheit. Unvorbereitet werden die Gesten, die Mimik und die Stimme sofort ungeordnet und verraten den Stress. Der wunde Punkt wird offengelegt und kann nicht mehr geleugnet werden. Der Kandidat redet sich um Kopf und Kragen und wird nicht selten weiter in die Mangel genommen.
Stressbewältigung wird überall gefordert
Fast jeder Mensch hat Schwächen und in seinem Lebenslauf Stellen, die nicht gerne angesprochen werden. Im Lebenslauf der Bewerbung lassen sich diese Punkte noch einfach vermeiden, indem sie nicht aufgeführt werden. Doch jeder Aspekt, der nicht plausibel erklärt werden kann, erregt Interesse und Aufmerksamkeit auf Seiten der Personaler. Hier setzen sie gerne an, um zu erfahren, wie Kandidaten sich in Stresssituationen verhalten. Nicht allein die Aufdeckung von Ungereimtheiten ist das Ziel. Es soll herausgefunden werden, wie und warum sich Menschen verhalten, wenn sie vor Problemen stehen.
Sehr einfach versuchen Personaler, diese Probe durch Fragen zu immer wieder auftauchenden Themen.
- Warum haben sie ihre letzte Stelle gewechselt?
- Warum haben sie im Fach X einige Jahre in der Schule schlechte Noten erhalten?
- Warum haben sie so lange studiert?
- Warum bewerben sie sich bei uns, obwohl damit ein Ortswechsel verbunden ist?
- Welche Gründe haben sie zum Wechsel getrieben?
- Warum haben sie die angesprochenen Probleme nicht am Ort gelöst?
- Welche Gehaltsvorstellungen haben sie?
Nach diesen Fragen wird der Bewerber unter Druck geraten, da er sofort eine passende Antwort geben muss. Handelt es sich zudem um einen wunden Punkt, wird der Stress umso größer. Schlecht vorbereitet können Sie sofort Ihre gelassene Haltung verlieren und Anzeichen von Stress deutlich zeigen.
- Der Oberkörper klappt förmlich zusammen.
- Die Hände bewegen sich zu den Haaren oder den Ohrläppchen.
- Schweiß tritt auf die Stirn.
- Die Hände werden feucht und zur Abwehr deutlich gerieben.
- Die Beine und Füße beginnen zu zappeln.
- Die Augen werden zuerst groß und verengen sich danach.
- Die Arme werden verschränkt oder nach vorne gestreckt, um eine Gefahr abzuwehren.
- Die Stimme wird flach und leiser. Die Stimmlage erhöht sich.
- Die Hände berühren mehrfach die Nase.
- Die Gesten der Arme werden hektisch und fuchtelnd.
- Die Antworten werden durch immer stärkere Gesten unterstützt.
- Die Hand greift zum Hals, da die Luft scheinbar ausgeht.
Treten auch nur einige dieser Symptome auf, werden Ihre Antworten angezweifelt, wenn sie auch gut argumentieren. Es ist zu deutlich sichtbar, dass Sie in Bedrängnis geraten sind. Weniger problematisch ist Stress zu Beginn des Vorstellungsgesprächs, da dann die meisten Bewerber nervös sind und Stresssymptome zeigen. Vergehen diese Anzeichen rasch, wird kaum ein Personaler nachfragen. Solche Gesten sind auch stressbedingt, gehen aber nicht auf eine direkte Befragung zurück:
Hier einige der relevanten Fragen die aktuell gestellt werden
- Beine sind unruhig und bleiben nur schwer auf einer Stelle.
- Die Hände halten verkrampft die Armlehnen fest. Die Füße umklammern die Stuhlbeine.
- Der Oberkörper wird leicht bis schwer zusammenfallen.
- Der Kandidat schwitzt stark.
- Die Stimme ist zitterig und ohne Melodie.
Stress- und Verlegenheitsgesten durch Vorbereitung vermeiden
Ebenso wie Sie fachliche Probleme durch Ausbildung und Übung beherrschen und lösen können, so können Sie auch lernen, psychischen Stress auszuhalten, ohne in unkontrollierte Unruhe zu geraten. Trainieren Sie also Stresssituationen konkret. Üben Sie passende Antworten und die dazu passende Körpersprache. Wenn Sie ruhig bleiben, fallen Ihnen bessere Argumente ein und Ihr eigener Körper behindert Sie nicht. In der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch sollte daher das Thema Stress zweiteilig behandelt werden.
Stress durch gezielte Fragen zu heiklen Themen
Verschaffen Sie sich ein sehr detailliertes Bild der ausgeschriebenen Stelle. Gleichen Sie diese mit Ihren Qualifikationen, Fähigkeiten und Eigenschaften ab. Legen Sie auch Ihren Lebenslauf daneben. Nun suchen Sie gezielt nach Punkten, in denen Veränderungen stattgefunden haben, oder die länger als durchschnittlich gedauert haben. Stellen Sie die Warum- und Wie-Fragen.
- Warum habe ich welche Schulnote?
- Warum wurden in der Ausbildung oder im Studium welche Leistung wie benotet?
- Warum habe ich für welche Phase länger benötigt?
- Warum habe ich mich für diese Ausbildung oder diesen Beruf entschieden?
- Warum habe ich eine Stelle gewechselt?
- Warum habe ich einen Ort gewechselt und bin umgezogen?
- Warum habe ich noch nicht alle Qualifikationen?
- Wie gedenke ich Lücken zu schließen?
- Wie habe ich Probleme mit Kollegen bewältigt?
Nicht alle Fragen werden auf jeden Bewerber zutreffen. Aber auf jede passende Frage sollte eine plausible Antwort möglich sein, um sie im Vorstellungsgespräch abrufen zu können.
Stress bei Stress- und Verlegenheitsgesten bewältigen
Nun überprüfen Sie mit welchen Gesten und in welcher Körperhaltung Sie dies Fragen beantworten. Versetzen Sie sich in die Situation und stellen sich nacheinander die ausgesuchten Fragen laut und setzen sich für die Beantwortung vor einen großen Spiegel. Beantworten Sie die Fragen in ruhiger Körperhaltung und mit nur wenigen Gesten.
- Sitzen Sie mit ruhig in 90° angewinkelten Beinen.
- Legen Sie zunächst die Hände lose auf Ihre Oberschenkel.
- Ihr Oberkörper ist gerade.
- Sie setzen ein leichtes freundliches Lächeln auf.
- Verlassen Sie diese Haltung nur marginal, wenn Sie sprechen.
- Bewegen Sie Arme und Hände nur sehr wenig, um die Rede zu unterstützen.
- Alle Bewegungen sind ruhig und kontrolliert.
- Ihre Beine bewegen Sie möglichst nicht.
- Die Hände wandern nicht zum Gesicht oder anderen Kopfpartien.
- Sie jucken sich nicht.
Je öfter Sie diese Übung durchziehen, umso selbstverständlicher wird Ihre Körperhaltung und somit zur Routine. Im Vorstellungsgespräch werden Sie auf Stress- und Verlegenheitsgesten nicht angewiesen sein.