Fertig ausgebildete Ärzte, die ihre Assistentenzeit bewältig haben, müssen sich nicht selten um eine neue Stelle bemühen. Auch wenn wegen der großen Anzahl von Kliniken stets Ärzte gesucht werden, ist eine Bewerbung dennoch kein Selbstläufer. Auf den Markt drängen auch immer mehr ausländische Ärzte, sodass ein Konkurrenzdruck entsteht, wenn eine freie Stelle einer sehr beliebten und berühmten Abteilung zu besetzen ist. Zudem sind sehr viele Kliniken an Universitäten angeschlossen, sodass allein die praktischen Fähigkeiten nicht ausreichen. Bereits junge Ärzte veröffentlichen daher regelmäßig in Fachzeitschriften und anderen Organen.
Besonderheiten im Vorstellungsgespräch für Ärzte
Offene Stellen findet der Arzt in Krankenhäusern, an Universitäten angeschlossene Kliniken, in wissenschaftlichen Einrichtungen, in Polikliniken und niedergelassenen Praxen in Gemeinschaft mit anderen Ärzten. Das Vorstellungsgespräch wird in den meisten Fällen der Chef der Klinik, der Abteilung oder der Praxis führen. Gegebenenfalls werden andere erfahrene Ärzte hinzugezogen. Es handelt sich also nicht um Personen, die sehr regelmäßig ein Vorstellungsgespräch durchführen. Dennoch sollten sich Bewerber auf einen standardisierten Ablauf einstellen. Bestimmte Fragen im Vorstellungsgespräch sind branchenübergreifend wichtig.
Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch
Ein Chefarzt verfolgt eigene persönliche wie fachbezogene Interessen und Ziele, die er mit einem geeigneten Team umsetzen will. Als neuer Kollege müssen Sie den Chefarzt daher nicht nur fachlich überzeugen. Sie müssen auch persönlich ins Team passen.
- Informieren Sie sich daher sehr intensiv über die Stellenwerte der Klinik und der Abteilung innerhalb der Medizin.
- Recherchieren Sie über wissenschaftliche Veröffentlichungen der Ärzte, die aktuell beschäftigt werden.
- Wo veröffentlicht der Chef?
- Welche Themen besetzt er besonders intensiv?
- Ist der Chef anderweitig aktiv und engagiert? – Hier sind kulturelle, humanitäre und politische Themen im Fokus.
- Welche speziellen Fähigkeiten werden erwartet?
- Welche Lücke ist in der Abteilung zu besetzten?
- Wie können Sie Lücken füllen und Kollegen ergänzen?
Direkt vor dem ersten Vorstellungsgespräch ist dann die Frage der Kleidung zu beantworten. Zwar hat sich der Kleidungsstil gelockert, dennoch ist ein Vorstellungsgespräch ein sehr wichtiger Termin, der angemessen gestaltet werden sollte. Übertreiben Sie nicht, seine Sie aber auch nicht zu leger. Wählen Sie eher dunkle Farben für den Anzug, da eine bunte Kombination leicht als chaotisch ausgelegt wird. Zu starke Kontraste in den Farben wirken streng, während ein einheitlicher Ton mit dunklen Farben seriös eingestuft wird. In jedem Fall muss die Kleidung sauber, gut gebügelt und frisch sein. Abgetragene Kleidungsstücke bleiben im Kleiderschrank.
Das Vorstellungsgespräch im Verlauf
- Ein pünktliches Erscheinen ist absolut wichtig. Auch zu einem OP-Termin darf kein Arzt verspätet ankommen.
- Empfangen werden Sie meist durch die persönliche Sekretärin oder an der Rezeption einer Praxis. Meist müssen Sie sich dort nur wenige Minuten gedulden, werden aber mit Sicherheit schon begutachtet. Auch die Meinung der Sekretärin kann herangezogen werden.
- Der übliche Smalltalk ist auch hier die Regel. Allgemeine Themen, die belangloser Art sind, sollten angesprochen werden. Sich dabei zu sehr einzuschmeicheln, indem Themen besetzt werden, die dem Chefarzt wichtig sein sollen, kann nach hinten losgehen.
- Mehr als bei anderen Vorstellungsgesprächen wird hier Ihre Persönlichkeit in den Mittelpunkt gerückt, da eine Stelle in einem kleinen Team besetzt werden soll.
- Ein weiterer Schwerpunkt bilden Ihre Erfahrungen und Fähigkeiten. Allein auf Qualifikationen zu verweisen, reicht nicht aus. Beispiele sind wichtig. Es handelt sich hier um eine Fragerunde mit einem sehr erfahrenen Arzt, den Sie nicht ausbremsen können.
- Stellen Sie sich auf Monologe ein, da viele Chefärzte gerne über die Arbeit der Klinik berichten und Erfolge herausstellen. Hier ergibt sich für Sie die Möglichkeit, gezielt nachzufragen, um Interesse und Fachwissen anzubringen.
- Während der Selbstpräsentation sollten immer die eigenen Stärken herausgestellt werden, die mit der Philosophie der Klinik abzugleichen sind. Dadurch kann Ihr persönliches Interesse an dieser Stelle verdeutlicht und bekräftigt werden.
- Eigene Fragen sollten immer gestellt werden. Sprechen Sie durchaus den Notfalldienst an, fragen nach Überstunden sind auch nicht falsch, wenn die Bereitschaft zu Überstunden vorhanden ist. Auch Fragen zur Struktur und Unterstützung untereinander sind sehr sinnvoll.
Im Anschluss bieten einige Chefärzte den Bewerbern einen Tag zur Hospitation an. Dieses Angebot sollt unbedingt wahrgenommen werden. Sie lernen bei dieser zukünftige Ärzte und Schwestern kennen, können sich einen Eindruck über die Abläufe verschaffen und beweisen Ihr gesteigertes Interesse. Außerdem wird dieser Tag nur angeboten, wenn auch der Chef an Ihnen sehr interessiert ist. Zwar herrscht in deutschen Kliniken Ärztemangel, dennoch werden ungeeignete Ärzte nicht eingestellt. Ungeeignet sind Ärzte, die arrogant erscheinen und kein besonderes Interesse zeigen.
Hier einige der relevanten Fragen die aktuell gestellt werden
Darauf achten Chefärzte fast immer sehr
- Das persönliche Auftreten kann entscheidend sein. Viele Chefs suchen regelmäßig den direkten Kontakt zu den Stationsärzten und Oberärzten. Ein selbstbewusstes Auftreten mit direktem Blickkontakt ist daher besonders zu betonen.
- Daher nehmen Chefärzte auch einen erfahrenen Oberarzt zum Vorstellungsgespräch mit. Betrachten Sie auch diese Person als Entscheidungsträger, auch wenn er hierarchisch niedriger einzustufen ist. Es wird sich um einen leitenden Oberarzt handeln.
- Der Beruf des Arztes ist mitunter eine Berufung. Ihr persönliches Interesse an der Medizin wird daher sehr intensiv befragt. Je engagierter der Chef ist, umso intensiver werden diese Fragen sein. Sie sollten bei diesen Punkten immer auch die Vorzüge der Klinik hervorheben.