Wenn Sie sich für eine, wenn auch nur zeitweise, wissenschaftliche Laufbahn entschieden haben, stehen Ihnen Bewerbungen an Universitäten bevor, die sich grundlegend von Bewerbungen in der Privatwirtschaft unterscheiden. Zwar werden auch hier Themen wie Motivation, Qualifikation und persönliche Eigenschaften abgearbeitet, doch wird die Beurteilung nicht von der Personalabteilung erfolgen. Im Vorstellungsgespräch sitzt Ihnen ein Professor der Universität gegenüber, der von weiteren Wissenschaftlern begleitet werden kann. Zu beurteilen ist Ihre Fähigkeit, im wissenschaftlichen Dienst weiterführend dienlich zu sein. Sie müssen in der Lage sein, zu einem selbständigen Wissenschaftler entwickelt zu werden.
Wann führen Universitäten ein Vorstellungsgespräch durch?
Die Antwort ist sehr einfach zu geben: Immer wenn sich Studenten entscheiden, über das Bachelorstudium hinaus tätig zu werden. Es kommen mehrere Positionen in Betracht:
- Aufnahme eines Master Studiums
- Praktikum im Fachbereich
- Wissenschaftliche Hilfstätigkeit studienbegleitend
- Wissenschaftliche Hilfstätigkeit im Zusammenhang mit einer Promotion
- Bewerbung auf eine freie Stelle als Dozent
- Bewerbung als wissenschaftlicher Mitarbeiter
Herkömmlich war ein Hochschulstudium ausschließlich auf die wissenschaftliche Bildung ausgerichtet. Ein Studium wurde in Grundstudium und Hauptstudium unterteilt. Als die Privatwirtschaft darauf drängte, Studiengänge näher an der Praxis in der Wirtschaft auszurichten, entstanden die Bachelor Studiengänge, die als erweitertes Grundstudium angesehen werden können, wobei der Praxisbezug hinzugenommen wird.
Die reine Wissenschaft beginnt daher mit Aufnahme eines Masterstudiengangs. Zugang zu diesem Studium erhalten Studenten heute meist erst nach einer Bewerbung an einer Universität. Schließlich werden dabei Wissenschaftler ausgebildet, die später der Wissenschaft treubleiben werden und sollen. Die Anforderungen steigen entsprechend. Es sollen nur Studenten aufgenommen werden, die sich eignen, wissenschaftlich tätig werden zu können.
Hier einige der relevanten Fragen die aktuell gestellt werden
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Bewerbung an einer Uni
Auch hier wird zunächst eine schriftliche Bewerbung eingereicht. Beizufügen sind das Abschlusszeugnis des bisherigen Studiums, der Lebenslauf, ein Bewerbungsanschreiben als Motivationsbeschreibung und, wenn möglich, eine Empfehlung eines Wissenschaftlers. Zudem werden Beschreibungen erwartet, die das bisherige Studium zusammenfassen. Der Fokus soll auf eigene Interessen und Methoden der wissenschaftlichen Tätigkeit gelegt werden. Teilweise sind Nachweise über Fremdsprachenkenntnisse und Praktika vorzuweisen.
Vorstellungsgespräch mit Professoren
In der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch an einer Uni muss berücksichtigt werden, dass in einem Fachbereich oder Seminar ein Personalwechsel nicht zum Alltag gehört. Oft vergehen Jahre, bis ein neuer Mitarbeiter einzustellen ist. Wenn Sie bereits Erfahrungen aus einem Vorstellungsgespräch in der Privatwirtschaft besitzen, müssen Sie hier umdenken.
- Ein Fachbereich ist eine selbstständige Abteilung der Universität und kann als ein autonomer Kleinbetrieb aufgefasst werden.
- Personalabteilungen sind nicht vorhanden, sie sind lediglich in der Verwaltung der Uni anzutreffen.
- Das Vorstellungsgespräch wird von einem leitenden Wissenschaftler durchgeführt, der diese Tätigkeit nicht regelmäßig ausübt.
- Fragetechniken, wie sie in der Wirtschaft üblich sind, werden an der Uni nicht unbedingt angewendet, wenn sie auch nicht unbekannt sind.
- Im Kern stehen immer die Qualifikationen der Bewerber im Mittelpunkt.
- Es wird erkundet, ob Kandidaten die wissenschaftliche Reife mitbringen, um bei Aufgaben wissenschaftlicher Art hilfreich sein zu können.
- Seminare vieler Fachbereiche stehen im engen Kontakt zur Wirtschaft und erledigen Studien und Forschungsaufträge.
- Wissenschaft muss organisiert werden, lehrt in Vorträgen und Seminaren, forscht im Eigeninteresse und im Auftrag und veröffentlicht regelmäßig Forschungsergebnisse.
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch der Uni
- Sie sollten wissen, welche Bedeutung die Universität besitzt. Dazu sind Kenntnisse der Geschichte der Uni und des betreffenden Fachbereichs zu recherchieren. ES ist sehr sinnvoll sich mit der Vita der einzelnen Professoren zu befassen. Dort werden alle bisherigen Veröffentlichungen angegeben.
- Fragen zur Stadt, in der die Uni angesiedelt ist, werden häufig gestellt. Auch Wissenschaftler beschäftigen sich in der Freizeit mit der Umgebung. Kenntnisse über wesentliche Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Stadt sind einzuholen.
- Sehr wichtig ist der Bereich der Qualifikationen und Stärken. Wissenschaftler dürfen durchaus eigensinnig und verschroben sein, sie sind aber niemals unterqualifiziert. Dennoch sollten die sozialen Kompetenzen nicht unterbewertet werden, da auch der Wissenschaftsbereich auf Zusammenarbeit angewiesen ist. Der Kontakt unter den Mitarbeitern wird gepflegt und kann auch persönlich sein.
- Persönliches Engagement im sozialen Bereich oder anderen Feldern macht auch an der Uni Eindruck. Es vermittelt eine Einsicht in die persönliche Haltung und Motivation.
- In Fächern, die sehr oft eine Teamarbeit erforderlich machen, muss die Teamfähigkeit ausgeprägt sein. In diesem Zusammenhang wird auch erkundet, ob ein Kandidat die Fähigkeit zur Mitarbeiterführung mitbringt.
- Besonders wichtig ist immer, wodurch die Motivation zur wissenschaftlichen Tätigkeit hervorgerufen wird. Die Freude und Leidenschaft zum Fachgebiet muss unbedingt vorhanden sein. Sie muss plausibel dargelegt werden. Eigene Arbeiten sind hilfreich und sollten belegt und beschrieben werden.
- Daran schließt sich die Selbstpräsentation an, die die eigene Motivation, Qualifikation und Souveränität herausstellen sollte. Hierbei sollte auch Ziele angesprochen werden, die gerne verfolgt werden sollten.
- Immer wieder kommt es zu einem Gespräch, bei dem die eigene Einstellung der Bewerber zu bestimmten Themen abgeklopft wird. Es sind meist Themen allgemeiner Art, die politisch, sozial oder kulturell sein können. Eigene Meinungen sind in der Wissenschaft wichtig, doch muss auch hier eine Kompromissbereitschaft erkennbar sein. Wer extreme Meinungen vertritt, wird einen Konflikt hervorrufen, der im Vorstellungsgespräch negative Folgen haben kann. Niemals sollte auch ungenau geantwortet werden, da der Gegenüber ein intelligenter Mensch ist, der sich durch Polemik beleidigt fühlen wird.